Fliegerferien in Südafrika

 

Gegen Mittag fuhren wir wieder auf den Flugplatz Fisantkraal. Dort sollen wir heute mit Ivan eine Checkflug machen. Zuerst gabs aber Theorie. Was ist eine Notlandung und wie führt man sie aus? Er leierte wahrscheinlich sein gesamtes Wissen zu diesem Thema hinunter - und das in einem äussert schwer zu verstehendem Akzent. Als er damit fertig war, hatte ich das Gefühl, noch nie etwas über eine Notlandung gehört zu haben. Ein äusserst wichtiges Thema scheint auch die "Precaution Landing" zu sein, also die "Vorsorgliche Landung". Zu diesem Zweck sucht man sich eine Stück Feld, macht einen Überflug im Downwind auf 1000ft AGL, stoppt am Anfang des Downwinds die Zeit und inspiziert die Piste. Falls man am Ende der "Piste" 20 Sekunden Zeit gestoppt hat, ist das Feld lang genug. Dann erfolgt eine "Low Level Inspection" mit 200ft AGL. Hier gibt es eine von unzähligen Abkürzungen die einem das Leben erleichtern sollen. In diesem Fall: "FAA". Field - Airframe - Airspeed. Dieses Sprüchlein sagt man dann während dem Flug im Downwind auf, damit man ja nicht ungewollt in den Boden knallt.

Schlussendlich kamen wir aber doch noch zum fliegen. Das heisst, ich durfte als erster in der Cessna 150 Platz nehmen. Nach einem gründlichen Aussencheck wusste ich jetzt auch, wieso dem Thema Notlandung und "Precaution Landing" soviel Aufmerksamkeit gewidmet wird....Was mir allerdings viel mehr sorgen macht, ist der Wind. Die Böen und die rasche Änderung der Windrichtung können mich nicht wirklich glücklich stimmen. Zum Glück hat Fistantkraal zwei sich kreuzende Pisten, so kann man wenigstens etwas auswählen. Nach dem Start, dirigierte mich Ivan ins Delta 200. Während ich mit dem Wind kämpfte und versuchte einigermassen geradeaus zu fliegen, erklärte mir Ivan alle Hügel und Berge, die Strassen und alle anderen markanten Objekte. Das Ziel ist natürlich, dass ich mich alleine hier zurechtfinde....zum Glück habe ich ein GPS eingepackt.

Im Delta 200 gabs dann einige Übungen. Kurven fliegen, Steep Turns, Stalls - einfach so ziehmlich das komplette Programm. Natürlich gabs auch eine Notlandeübung. Ivan war sichtlich entäuscht, dass ich so ziehmlich gar nichts nach seiner Theorie gemacht habe. Wie sollte ich auch? Automatisch erledigte ich alle Checks, so wie ich es gelernt habe - denn diese Abläufe sitzen. Es brauchte noch drei weitere Notlandungen bis Ivan einigermassen zufrieden war. Der Rückflug ging dann problemlos - nachdem mir Ivan erklärt hatte, wo ich durchfliegen muss. Nun stellte ich mich mental noch auf mindestens 20 Volten ein um das Landen bei solchen Winden zu üben. Der Anflug klappte dann ziehmlich gut und kurz über der Piste "übernahm" Ivan die Kontrolle und knallte die Cessna auf die Piste. Er erklärte mir, dass man bei diesen Winden das Flugzeug nicht schön auschweben lässt. Die Gefahr eines Stalls sei bei diesen Böen zu gross. Aber ansonsten sei die Landung ganz gut gewesen *kopfkratz*. Auch von Circuits wollte Ivan nichts wissen. Beim abstellen des Motors gabs dann die nächste Überraschung. "Don't forget the dead cut". Häh? Was zum Henker soll das denn sein? Nun, wenn man es weiss ist es ganz einfach: Einfach den Zündschlüssel auf "Off" und dann sofort wieder auf "Both" stellen. Damit merkt man, ob die Magnete korrekt geerdet sind. Ivan schüttelte ungläubig den Kopf, dass wir das in der Schweiz nicht machen. Spätestens jetzt sind wir schweizer Piloten in die Provinzklasse abgestiegen.Ziehmlich geschafft übergebe ich Beat das Flugzeug und wünsche ihm viel Glück. Ivan flog mit Beat in ein anderes Gebiet. Damit wir uns dann gegenseitig die Geografie erklären können. Schluck - wo ist mein GPS?

Nachdem ich mir eine kühlende Cola spendiert habe, hatte ich genügend Zeit von Beats fliegerischen Künsten ein paar Bilder zu schiessen.

 

 

 

 

Nach den Flügen gabs dann ein gemeinsames Debriefing. Unsere fliegerischen Künste wurde mit "quite good" eingestuft. Trotzdem gabs nochmal ein bisschen Theorie...

Morgen gibts dann den Prüfungsflug mit einem Experten der uns nochmals in die Mangel nimmt. Allerdings war der Experte, Gary, der Besitzer der Flugschule und der will natürlich, dass die Flieger in der Luft sind. So machten wir uns keine allzu grossen Sorgen. Die "Air Law" Prüfung war auch für Morgen angesetzt und so verbrachten wir den Abend mit dem Studium des Gesetzbuches.

 

 
© 2003 M. Beglinger